Freitag, 1. Februar 2008

Das Wunder von Friedrichshafen

Mitten in dieser netten, kleinen Stadt am Bodensee ereignete sich vor knapp zwei Jahren ein Wunder. Und die Welt hat nichts davon mitbekommen. Die Jungs von der dort ansässigen Motoren- und Turbinenunion bauen seit 2006 eine Dieselmotorenbaureihe, die Audis V12-TDI für deren Le-Mans-Rennwagen als kurzatmigen Schlappschwanz disqualifiziert. Wozu es doch alles gut sein kann, in der Mittagspause die Januar-Ausgabe 2006 der Motorentechnischen Zeitschrift in der FH-Bibliothek durchzublättern.

Dieselmotoren für schwere Einsätze sind bleischwer, riesengroß und haben die Literleistung eines Vorkriegsautos - normalerweise. Hier liegen die Dinge etwas anders. Zum Auf-der-Zunge-Zergehenlassen:

  • Das Leistungsgewicht des vollständig aus Aluminium gefertigten Motors beträgt weniger als ein Kilogramm pro PS.
  • Der Motor ist klar kurzhubig ausgelegt.
  • Die 5,5l-Reihenfünfzylindervariante leistet laut MTZ 550 kW / 750 PS bei 4250 u/min.
  • Die V12-Variante mit knapp elf Litern Hubraum hat dieselbe Nenndrehzahl und leistet 1250 PS.
  • Im Zahnradantrieb der Nockenwellen sind zwischen Nockenwellenrad und Kurbelwellenrad pro Seite jeweils drei Zwischenräder angeordnet.
  • Der Motor besitzt einen Niedrigtemperatur- und einen Hochtemperatur-Kühlwasserkreislauf mit zwei separaten Radiatoren.
  • Zur Belüftung der Radiatoren werden zwei saugend ausgelegte Radialventilatoren verwendet.
  • Jeder Radialventilator hat eine Leistungsaufnahme von 32 kW.
  • Der Startergenerator erreicht Leistungen von über 120 kW.
  • Der gesamte Ölvorrat mit Ölpumpe und -filter ist bei den V-Motoren im Raum links und rechts unterhalb des V untergebracht. Es gibt keine Ölwanne.
  • Auf Wunsch ist ein Seriell- oder Parallelhybrid darstellbar, dessen Komponenten allesamt in das Motormodul passen.
Wow.

Wer nach dieser Anhäufung von Fakten nicht feuchte Augen bekommt und sich berührt von der unglaublichen Arbeit der Ingenieure den Klang eines bei Nenndrehzahl brüllenden Elfliter-Zwölfzylinderdiesel ausmalt, hat keine Motorendatenblätter auf dem Klo liegen und ein Herz, wo andere eine Doppelkammer-Hydraulikpumpe haben.

Meine Damen und Herren, einen brandenden Beifall bitte für den besten Dieselmotor der Welt.
Und eine Runde Mitleid für die Presseabteilung bei MTU, die das Teil nicht mal im Technik-und-Motor-Teil der FAZ untergebracht bekommen hat.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Herzlichen Glückwünsch!
Jetzt haste es ja endlich in die Öffentlichtkeit geschafft, mein Lieber.
Zur Feier des Tages kommen ein paar Bratspieße auf den 2,4L Sauger von Vatterns VW...

So long
Pheeep (Kann man das nicht zensieren?)