Freitag, 1. Februar 2008

Schreckensbleiche Urlauber, Teil 1

Jeder kennt das. Der Flieger ist mal wieder im Arsch, und die Passagiere entgehen so gerade noch dem totalen Inferno, weil diese überbezahlten Halbgötter in blau da vorne in ihrer Panik zufällig auf das richtige Knöpfchen gedrückt haben.

Man bekommt diesen Eindruck, wenn man Zeitung liest. Einige meiner zukünftigen Kollegen haben offensichtlich keinen blassen Schimmer, was Luftfahrt angeht. Leider lassen sie sich davon nicht aufhalten, sich mit schöner Regelmäßigkeit an ihren Artikeln zu verheben. Von Schmunzelfehlern bis zu grobem Unfug ist alles möglich, egal ob das Ganze nur ein bißchen oder verdammt reißerisch rübergebracht wird. Dabei ist es nicht mal Hexerei, handwerklich gute Artikel zur Fliegerei zu schreiben.

Andererseits: Manches Kunstwerk der dramatischen Überspitzung und der Groteske wären uns verlorengegangen, wenn sie nicht den Sprung aus einem Journalistenhirn ans Tageslicht geschafft hätten. Kostprobe gefällig?

  • "Schreckensbleich hingen die Urlauber in den Gurten" (Agenturmeldung)
  • "Passengers screaming as the airplane plummeted to death" (The Sun)
  • "Seelenruhig meldete der Pilot: Gehe auf Gleitflug" (Bild)
  • "Und das gilt auch für die Turkish Airlines, denen in den letzten Jahren auch ein paar Flugzeuge aus dem Himmel gefallen sind" (Korrespondent auf Eins Live)
Wenn ein Reisebus die Klippe runterstürzt, taucht so etwas nirgendwo auf. Niemand schreit in Todesangst, wenn eine Seilbahn abstürzt. Wo waren realitätsverzerrende Schreckensberichte von Eschede-Überlebenden? Und warum tauchen nur in zwei von zehn Wirtschaftsreportagen falsche Aussagen auf, aber in neun von zehn Luftfahrtartikeln?

Die auffällige Anhäufung inhaltlicher Fehler und übersteigerter Passagen kann ich derzeit nur festhalten. Meine werten Mitbürger sollen aber trotzdem wissen, daß ihre Tageszeitung den Anspruch auf richtige und sachliche Informationen nicht erfüllt, wenn es um Luftfahrt geht.

Ich will hier nicht ähnlich kleingeistig wie das Bildblog jede falsche Silbe sezieren (auch wenn das lustig ist). Stattdessen werde ich in loser Folge jeweils dann, wenn es aktuell ist, die schönsten verbalen Fehlgriffe und unterhaltsamsten Fehler heraussuchen und vorführen, wie es mit einem Hauch mehr Recherche möglich gewesen wäre, gute Arbeit abzuliefern.

Ausnahme: Um deutlich zu machen, welche Ausmaße dieses Problem hat, schnappe ich mir bald die Königin des deutschen Journalismus, tagesschau.de, um zu zeigen, worum es mir geht.

Stay tuned...

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